Mit dem Fischer durch Travemünde

So lernt man die Stadt kennen! Auf dem Kopf der Elbsegler, zum blauen Fischerhemd ein rotes Tuch, an den Füßen Gummistiefel, für alle Fälle den Friesennerz dabei – so stellt man sich den Fischer von der Küste vor. Doch Burkhard Wunder, der inmitten einer Gruppe plappernder Menschen unterschiedlichen Alters steht, ist weitaus mehr. Er ist Stadtführer in Travemünde und führt uns durch das Städtchen an der Trave. Treffpunkt ist die Vorderreihe vor der Sparkasse und erste Station das schmucke alte Pegelhäuschen schräg gegenüber. Doch bevor es richtig losgeht, meldet uns der Stadtführer noch zur Fischprobe an, denn die gehört natürlich dazu.

©Fotos Regine Tams

©Fotos Regine Tams

Anker, während eine der Fähren an ihr vorbeizieht und Wellen ans Ufer spült. Versorgt mit amüsanten Geschichten, Anekdoten und viel Wissenswertem wandeln wir auf den Spuren der Fischer durch die Altstadt. „Seemannsgarn mogelt sich schon mal dazwischen“, sagt Wunder und zwinkert uns zu. Mal in gereimter Form, aber immer mit viel Humor berichtet er vom harten Leben der Fischer, die auch zum Rein- und Rauslotsen der Schiffe dagewesen waren. Auf unserem Weg machen wir einen kleinen Schlenker zu einer alt eingesessenen Fischräucherei, vor der wir mit Häppchen am Spieß und kleinen Portionen Fischsalat bedient werden. Es gibt „Kaiser Friedrich“, der natürlich so heißt, weil der Kaiser den in einer Soße aus Honig, Sahne und Senf eingelegten Matjes sehr schätzte. Außerdem den milden, zarten Travemünder Kräutermatjes und eine Wiener Wurst aus Wels.

Natürlich ging es schon Jahrhunderte zuvor um Fisch, genaugenommen den Hering. Wir erfahren welche Rolle er in Lübeck und damals besonders auch für die Gesundheit der Menschen spielte. Burkhard Wunder bringt es auf den Punkt: „Salzhering rin, Würmer weg!“ Das sei die Wurmkur der damaligen Zeit gewesen. Im Gänsemarsch geht’s weiter an der Kaimauer entlang Richtung Travequelle. Zwischendurch zeigt uns der Fischer alte Abbildungen, die demonstrieren welche Bedeutung der Fisch früher hatte. Auf einer sehen wir Holzkisten, die sich zu Tausenden vor den Häusern der Vorderreihe stapelten, denn zunächst hatte der Ort keinen Hafen. „Es hat mächtig gestunken vor den Logierhäusern und seit es um 1900 Motoren gab und die Hochseefischerei begann, wurde es immer schlimmer, denn es gab kein Eis“, erklärt Wunder.

Wir machen Station an der Lügenbank, vor dem Sitz der Fischereigenossenschaft und werfen einen Blick in die alte Vogtei. Das repräsentative Haus, in dem früher der Adel residierte, beherbergt heute ein Restaurant. Auch Tee, Kaffee und Wein ist im Angebot. Nach einem Besuch in der schlichten, aber mit einer wunderschönen barocken Decke ausgestatteten Kirche, gelangen wir zum Jahrmarkt mit den idyllischen Fischerhäuschen.
„Heute gibt es in Travemünde noch vier Berufsfischer“, meint Burkhard Wunder und fügt hinzu: „Bis in die 1960er Jahre gab’s noch gute Fänge, im Mittelalter brauchte man keine Netze. Es war alles schwarz von Fischen und ein Kescher reichte.“ Wir sehen einem Fischer in seinem Kutter zu, wie er den Fisch für einen Kunden filetiert. In der Auslage der Verkaufsbude entdecken wir Dorsch, einige Steinbutts und ein paar Seehasen. Es riecht nach gebratenem Fisch, den Sie ganz frisch in den angrenzenden Restaurants essen können.

Jeden Dienstag ab 11 Uhr (von April bis Oktober) findet die Tour mit dem Fischer statt. Informationen erhalten telefonisch unter 04502 8891790.
Weitere Stadtführungen finden Sie unter www.travemuende-tourismus.de.